Elke Benkert ist als Lese- und Spaziergangs-Patin, als Vollzugshelferin und Koordinatorin einer Selbsthilfegruppe aktiv. Von Steffi Bey
Elke Benkert ist eine zierliche Frau mit einem großen Herz. Die Lichtenbergerin engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich im Bezirk. Sie ist Lesepatin an der Carl-von-Linné-Schule, sie gründete 2015 eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit psychischen Erkrankungen, sie kümmert sich außerdem um Häftlinge in einer Justizvollzugsanstalt und spaziert regelmäßig mit älteren Menschen um den Fennpfuhl. Eigentlich wollte sie diese besonderen Wanderungen nur übergangsweise übernehmen. Doch inzwischen ist auch daraus eine Herzensangelegenheit geworden. „Wir sind uns alle so nah und freundschaftlich verbunden, die Spaziergangspatin gebe ich nicht mehr aus der Hand“, sagt Elke Benkert und lächelt. Aber das passt zu ihr. Entweder sie macht etwas richtig, mit vollem Einsatz und ganzer Kraft, oder sie lässt es gleich sein. „Halbe Sachen gibt es bei mir nicht“, betont die 68-Jährige. So war das schon immer: In ihrem langen Berufsleben, wo die gelernte Facharbeiterin für Elektronische Datenverarbeitung, die später studierte, vor allem organisierte: Menschen und verschiedene Termine zusammenbrachte, oft gleichzeitig mehrere Sachen regelte, aber nie den Überblick verlor und stets viel Freude empfand. Dass sie dabei an ihre Grenzen ging, merkte sie erst spät. 2013 brach sie zusammen – war lange krank und nahm schließ
lich an einer siebenwöchigen, ambulanten Reha teil. Was ihr dort begegnete, was sie sah und erfuhr, inspirierte sie zu einem Entschluss: „Ich will die Welt auf meine Weise erwärmen“, stand für sie fest. Und so verkündete sie bei ihrer Verabschiedung, dass sie sich selbstständig machen wird – mit Herzensprojekten. Ihr Versprechen hat sie eingehalten. Liebevoll kümmert sie sich um Menschen, die in der Gesellschaft teilweise untergehen: Die oft schon durch ein Gitter gefallen sind, die alleine und einsam leben, die Hilfe brauchen. Wenn Elke Benkert von ihren Projekten erzählt, wirkt sie zufrieden, fast ein bisschen fröhlich und genießt es auch. Eigentlich könnte sie ein Buch über die vielen Erlebnisse, Begebenheiten und Begegnungen schreiben. „Dafür fehlt mir schlichtweg die Zeit“, betont die Lichtenbergerin. Vielleicht nimmt sie dieses Vorhaben einmal in Angriff, wenn sie selber nicht mehr so gut zu Fuß ist und sich ihre eigenen Kräfte besser einteilen muss. Sie hofft natürlich, dass dieser Zeitpunkt in weiter Ferne liegt. Bis dahin widmet sie sich ehrenamtlich den Menschen, die ihr wichtig sind: Schenkt ihnen Aufmerksamkeit, bringt ihnen Respekt entgegen, hört zu und macht ihnen Mut. Das war beispielsweise beim „netten Herrn T.“ so, den sie jeden Dienstag im Knast besuchte: Dem sie ihre Zeit
schenkte, mit ihm intensive Gespräche über das Leben führte und der sie sogar im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten in der Haftanstalt bekochte. Als er schwer krank wurde, organisierte sie seine Rückkehr in das gesellschaftliche Leben. Eine Mammutaufgabe, die Elke Benkert durch ihre freundliche Art, durch ihre Hartnäckigkeit aber auch durch ihre Offenheit und das Vertrauen, das ihr entgegengebracht wurde, schaffte. Monatelang recherchierte sie – saß dabei in ihrer Wohnung am Küchentisch in Alt-Hohenschönhausen, durchforstete das Internet nach Adressen und Ansprechpartnern, telefonierte mit Verantwortlichen und bekam Hilfe. „Ich habe dabei so viel gelernt und bin einfach glücklich“, sagt sie. Durch ihre Ehrenämter trifft sie Menschen, die mittlerweile ihr eigenes Leben bereichern. „Es gibt mir außerdem das Gefühl gebraucht zu werden und auch wichtig zu sein“, macht die Lichtenbergerin deutlich. Die Bürgermedaille, die sie Ende vergangenen Jahres von Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) überreicht bekam, bedeutet ihr viel. „Ich sehe die Auszeichnung als Symbol für meine Herzensprojekte“, erklärt Elke Benkert. Wenn die sympathische Rentnerin mal nicht wegen ihrer Ehrenämter unterwegs ist, liest sie gerne Gedichte oder genießt mit ihrer erwachsenen Tochter KulturErlebnisse in der Stadt.
Quelle: https://bezirks-journal.de/wp-content/uploads/2020/01/Bezirks-Journal-Lichtenberg-01-2020.pdf
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